Vor ziemlich genau drei Jahren lag die Aargauerin Stefanie Vögele als Zwanzigjährige im 63. Rang des WTA-Rankings, der sportliche Steigflug war vorgezeichnet. Es kam anders als erwartet: Das schlaksige Girl aus Leuggern, das sich an der Grundlinie am wohlsten fühlt, geriet als Folge von Verletzungen und aus andern Gründen in eine Negativspirale und beendete drei Spielzeiten ausserhalb der besten hundert – 2010 als WTA-Nummer 127, 2011 an 138. Stelle und im Vorjahr nach zwölf Startniederlagen in der grossen Tour im 113. Rang.
Nach missglückter Qualifikation an den Players Championships in Miami brachte die Station Charleston nun die Wende. Auf dem körnigen, relativ schnellen US-Quarzsand gelang der ungesetzten Schweizerin unter anderem ein Sieg gegen die Deutsche Görges (WTA 30) und der erste Top-Ten-Erfolg gegen die vormalige Ranking-Leaderin, die Dänin Wozniacki (WTA 10). Im Halbfinal stoppte die Serbin Jankovic, auch sie eine ehemalige Weltranglistenerste, die Schweizerin mit 6:4,6:7, 6:2.
Vögele wird sich im Ranking nun in den Streubereich von WTA-Rang 55 bis 57 verbessern. Die Top Fifty liegen damit in Reichweite – für jede Schweizerin im Tenniszirkus eine hohe Schwelle. Die zwei Top-Ten-Stars Hingis und Schnyder ausgenommen, rangierten bisher nur Delhees, Villiger, Jolissaint, Zardo, Oprandi und Bacsinszky so weit vorne in der Weltrangliste.
Es gibt Indizien, dass die von GC-Fussball-Vizepräsident Reinhard Fromm unterstützte Vögele nun den Knopf lösen kann. Sie wird seit fast einem Jahrzehnt vom Tschechen Ivo Werner betreut, zuletzt als Privattrainer. Dabei investierte Swiss Tennis bisher gegen eine Million Förderfranken in die Aargauerin. Sie hat wohl weniger Talent als Romina Oprandi, doch der frühere Schweizer Leistungssport-Chef Rolf Bühler relativiert: «Was heisst schon Talent? Das können auch schnelle Beine sein oder Leistungsbereitschaft und Biss – wie im Fall Vögele.» Die Spielerin gehörte als Juniorin schon zur europäischen Spitze, sie erzielte Top-Resultate, welche laut Bühler das Niveau der Entwicklung der Persönlichkeit deutlich übertrafen. Lange als schüchtern bis introvertiert eingeschätzt, entwickelt die Spielerin nun Reife, Courage und Selbstvertrauen.